Posted by on 7. Februar 2018

Dieses Buch von Stefan Kühl deckt, so sagt es auch der Untertitel, „Widersprüche im Konzept der lernenden Organisation“ auf. Dabei geht er sehr detailliert auf verschiedene Unstimmigkeiten in veränderungsorientierten Organisationskonzepten ein.

Organisationstheoretisches Vorwissen macht das Lesen des Werkes auf jeden Fall leichter, wird aber nicht vorausgesetzt. Ein guter Apparat bietet Verweise auf die angesprochenen Konzepte. So wird es leicht, interessante Ideen weiter zu verfolgen oder den Ursprung von grundlegenden Gedanken im Original zu studieren.

Zunächst geht der Autor in den ersten drei Kapitel den Zielen und dem Konzept der lernenden Organisation auf den Grund. Dabei spielt auch die Frage verfolgt: Warum bisher noch eine perfekt lernende Organisation quasi in Aktion zu sehen war, wo doch schon so viele das Konzept verfolgen?

Im 4. Kapitel werden die blinden Flecken des Konzeptes anhand der „sieben Widersprüche zu den Regeln eine ‚guten’ Organisationswandels“ herausgearbeitet. Diese Regeln hat Stefan Kühl quasi aus der gesammelten Literatur zum Thema extrahiert und besteht dabei nicht auf Vollständigkeit. Für mich das stärkste Kapitel 5 beschreibt dann den verdeckten Nutzen, aber auch die Gefahren in Bezug auf „Irrationalitäten, Ignoranz und Vergesslichkeit lernender Organisationen“.

Zum Abschluss im 6. Kapitel kann es Stefan Kühl dann aber nicht lassen, noch kurz das Organisationskonzept des „Management von Dilemmata“ zu beschreiben, dass auf das Konzept von der lernenden Organisation folgen könnte. Zum Glück nimmt er dabei aber seine eigenen Ausführungen ernst und ist sich bewusst, dass auch dieser Entwurf seine eigenen Ausblendungen produziert.

Stefan Kühl verabschiedet sich davon, dass es jemals eine optimale Organisationsstruktur, die ohne Widersprüchlichkeiten auskommt, geben könnte. Gleichzeitig zeigt er auch die versteckten Funktionen von indifferenten oder einseitigen Konzepten auf. So wie Regenmacher eben keinen Regen machen (auch wenn dies ihr Name als Zielsetzung suggeriert), schaffen sie dennoch einen sozialen Zusammenhalt in einer Menschengruppe unter unsicheren klimatischen und existenziellen Bedingungen. Ebenso bietet das Konzept der lernenden Organisation jenseits der „eigentlichen“ Zielsetzung die Funktion, einer Organisation inneren Halt in Wandlungsprozessen zu ermöglichen.

Wer bereit ist, sich von der Idee einer guten oder optimalen Organisationsstruktur desillusionieren zu lassen, sollte dies Buch auf jeden Fall lesen. Auf der Habenseite bekommt man dafür sehr präzise beschriebene Wirkungen, Gefahren und blinde Flecken, die beim Einsatz oder Ablehnung eines Konzeptes von Organisationslernen zutage treten.

Desillusionierend. Klar. Gewinnbringend

Buchcover: Das Regenmacher-Phänomen

Das Regenmacher-Phänomen

Das Regenmacher-Phänomen. Widersprüche im Konzept der lernenden Organisation
Stefan Kühl
Campus Verlag Frankfurt/New York 2015
2., aktualisierte Auflage

ISBN: 978-3593502946

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